Über die Hälfte der Mitglieder unseres Vereins, der seit 1989 daran arbeitet, in Berlin ein Weglaufhaus für Psychiatrie-Betroffene zu realisieren, sind selbst Insassen psychiatrischer Anstalten gewesen. Diese Erfahrungen prägen die Konzeption unseres Projekts und unsere tägliche Arbeit, die von Betroffenen wie Nichtbetroffenen mit gleicher Kompetenz und in der gleichen Haltung geleistet wird.
Das öffentliche Bekenntnis zur eigenen Psychiatrie-Erfahrung fällt vielen in unserer Gruppe an sich nicht (mehr) schwer. Dennoch sind wir darin übereingekommen, dass jede*r Einzelne offenlässt, ob sie*er selbst in der Psychiatrie war oder nicht, wenn wir unseren Verein und das Weglaufhaus »Villa Stöckle« in der Öffentlichkeit vorstellen.
In mehrjähriger Erfahrung mit Zeitungsinterviews, Kongressen und Fernsehdiskussionen hat sich herausgestellt, dass der offene Verweis auf die persönliche Psychiatriegeschichte eine wirksame Vermittlung unserer Anliegen und unseres Projekts letztlich stark behindert. Denn auch bei seriöser Berichterstattung und einem aufgeschlossenen Publikum verdrängt das Interesse an der Person der*des (ehemaligen) Verrückten und ihren individuellen Erlebnissen in der Regel eine sachliche und produktive Auseinandersetzung mit unseren Argumenten und Konzepten. Wir halten den psychiatrischen Krankheitsbegriff für Gegenstandslos und die Psychiatrie als ganze nicht nur für überflüssig, sondern für schädlich. Deshalb sind wir nicht daran interessiert, dass irgendwelche willkürlichen und zufälligen Stigmatisierungen – sogenannte psychiatrische Diagnosen – durch das Öffentlichmachen der eigenen Psychiatrie-Betroffenheit mit vertauschten Vorzeichen von uns selbst immer wieder erneuert werden.
Wir bitten alle, die sich mit entsprechenden Anfragen an uns wenden, unsere Haltung zu respektieren, und danken für das Interesse an unserem Projekt.