Überblick

Das Weglaufhaus „Villa Stöckle“

Seit 1996 existiert das Weglaufhaus »Villa Stöckle«. In dieser antipsychiatrischen Einrichtung bekommen wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Krisen die Möglichkeit, einen individuellen Weg in die Selbstständigkeit zu finden.

Warum weglaufen?

Es gibt viele gute Gründe, aus der Psychiatrie wegzulaufen. Die Psychiatrie behandelt außergewöhnliche Wahrnehmungen, persönliche Krisen oder Konfliktsituationen mit:

  • willkürlichen und stigmatisierenden Diagnosen
  • Zwangsunterbringungen auf geschlossenen Stationen, Zwangsbehandlungen, Fixierungen
  • Psychopharmaka mit zweifelhafter Wirkung

Aber wohin?

Sozial isoliert, entrechtet, ohne Arbeit, Geld und Wohnung endet die Flucht meist dort, wo sie begann: im psychiatrischen System. Das Weglaufhaus „Villa Stöckle“ bietet 13 wohnungslosen Menschen Schutz und Krisenbegleitung. Sie können hier neue Kraft schöpfen, sich austauschen und Unterstützung finden bei:

  • dem Umgang mit verrückten Zuständen
  • beim Absetzen von Psychopharmaka
  • der Verarbeitung der Psychiatriegeschichte
  • Betreuungsangelegenheiten
  • der Erlangung von Sozialleistungen
  • Planung und Umsetzung von Wohn- und Berufsperspektiven
  • der Entwicklung neuer Lebensperspektiven

Wer lebt im Weglaufhaus „Villa Stöckle“?

Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in Krisen, die das psychiatrische Netz verlassen haben bzw. vermeiden wollen und ihr Leben wieder in die eigenen Hände nehmen wollen. Nicht aufgenommen werden können Betroffene, deren Unterbringung nicht vorzeitig aufgehoben werden kann, sowie Menschen, die aufgrund von Straftaten in der forensischen Psychiatrie untergebracht sind. Als spezifisches Angebot für Frauen gibt es innerhalb des Weglaufhauses »Villa Stöckle« eine separate Etage als Schutzraum über dem gemischt-geschlechtlichen Bereich.

Wer arbeitet im Weglaufhaus „Villa Stöckle“?

Qualifizierte Mitarbeiter_Innen, die eigene Erfahrungen mit Krisen, Verrücktheit und Psychiatriesierung gemacht und bewältigt haben. Sie sind rund um die Uhr vor Ort.

Wie wird im Weglaufhaus „Villa Stöckle“ gearbeitet?

Die Selbstbestimmung der Bewohner_Innen ist das oberste Prinzip. Um der Selbstbestimmung der Bewohner_Innen gerecht zu werden, gibt es folgende Grundsätze:

  • Freiwilligkeit den gesamten Aufenthalt betreffend
  • Transparenz von allen Gesprächen und Mitschriften
  • Individuelle Krisenbegleitung
  • Keine Information ohne Zustimmung an Dritte
  • Kein Gebrauch von psychiatrischen Diagnosen
  • Kein Therapiezwang

Was passiert im Weglaufhaus „Villa Stöckle“?

Orientiert am Alltag, der individuellen Hilfe und den Bedürfnissen der Bewohner_Innen gibt es im Weglaufhaus „Villa Stöckle“ genug zu tun:

  • bei der Krisenbewältigung (Begleitung, Gespräche und Austausch)
  • im persönlichen Bereich (Wohnung, Arbeit, Ausbildung, Ämtergänge, Arzt/Ärztin, Anwaltstermine, Verhältnis zu Angehörigen, Freund_Innen und Kolleg_Innen usw.)
  • im gemeinsamen Haushalt (Einkauf, Kochen, Putzen, Waschen, Reparaturen, Gartenarbeit)

Wer bezahlt das?

Die Sozialämter in Deutschland übernehmen die Kosten nach §§ 67 ff. SGB XII (»Hilfe in besonderen sozialen Schwierigkeiten«). Das Weglaufhaus ist eine Kriseneinrichtung und kann daher rund um die Uhr Menschen ohne vorherige Klärung der Kostenübernahme durch die Ämter aufnehmen. Für alle Ausgaben, die davon nicht gedeckt sind, benötigen wir Unterstützung. Wenn sie unser Projekt fördern wollen, informieren wir sie gerne, auch über die Möglichkeit einer Patenschaft.

Postadresse:
Weglaufhaus »Villa Stöckle«
Postfach 280 427, 13444 Berlin

E-Mail: info (at) weglaufhaus.de
Internet: www.weglaufhaus.de

Spendenkonto:
Verein zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V.
Berliner Sparkasse
BLZ 100 500 00
Konto 11 500 18450

Der Verein ist als gemeinnützig und mildtätig anerkannt, Spenden sind steuerlich absetzbar.

Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Wie sieht das Haus aus?

Das Berliner Weglaufhaus »Villa Stöckle« ist eine sehr schöne, denkmalgeschützte Villa ganz am Nordrand von Berlin. Es befindet sich in einer grünen, ruhigen Wohngegend. Im Jahr 2006 wurde die Villa aufwändig saniert und modernisiert. Hier können Sie sich Fotos vom Haus ansehen:

http://www.flickr.com/photos/54048911@N08/

Warum „Villa Stöckle“?

Tina Stöckle

Tina Stöckle war eine der GründerInnen der Weglaufhaus-Projektgruppe. Ihr zu Ehren trägt das Weglaufhaus den Beinamen »Villa Stöckle«. Seit 1982 engagierte sie sich für die Idee des Weglaufhauses.
Geboren 1948 in Günzburg/Bayern, Hauptschullehrerin, mehrmals in psychiatrischen Anstalten interniert. Zweitstudium Sozialpädagogik an der Technischen Universität Berlin. Stieß im Herbst 1980 auf die Irren-Offensive Berlin. Leistete ab 1983 wesentlichen Anteil am Aufbau des (mit Landesmitteln finanzierten) Treffpunkts der Irren-Offensive und an seinem Betrieb. 1989 Gründungsmitglied des Vereins zum Schutz vor psychiatrischer Gewalt e.V. Tina Stöckle starb im April 1992.

Das Weglaufhaus beteiligt sich an den Berliner Organisationen AK WohnungsnotBerliner Tafel e.V.(Lebensmittelspenden für Bedürftige), AG Leben mit Obdachlosen und Netzwerk Selbsthilfe e.V.

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